Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.
2. Tim 1, 7
Liebe Schwestern und Brüder in den Kirchgemeinden unserer Landeskirche,
zum 1. Advent und zu Beginn des neuen Kirchenjahres grüße ich Sie mit diesem Ermutigungswort des
Apostels an seinen überforderten Schüler Timotheus. Es hilft mir, durch eine neue Welle der Covid-
19-Pandemie und die damit verbundenen Belastungen und Einschränkungen hindurchzukommen.
Gottes Geist ist uns gegeben! Diese gute Nachricht zuerst. Sie richtet sich an unsere Ängste, die so
vielfältig sind wie wir. Haben Sie Angst vor Corona oder vor der Impfung? Fürchten Sie sich vor Freiheitseinschränkungen
und Kontrolle oder vor Rücksichtslosigkeit und Egoismus? Ängste werden oft
nicht durch Argumente genommen, sondern durch die Erfahrung von Geborgenheit. Deshalb hat
Jesus Christus der Kirche seinen Geist geschenkt. Er ist auch jetzt da, trotz aller Erfahrung von Ohnmacht
und Ausgeliefertsein!
Gottes Geist hat Kraft. Es ist unsere Verantwortung, diese Energie zum Guten zu nutzen. Ich beobachte
den stärksten Kraftverlust dort, wo Streit ist. Verzichten Sie in diesen schwierigen Wochen auf
fruchtlose Auseinandersetzungen, betonen Sie das Verbindende und ermutigen Sie einander!
Der Geist Gottes setzt Liebe frei. Die aktuelle Situation führt uns in die Versuchung der Selbstbeschäftigung.
Gottes Geist aber möchte uns dazu bewegen, andere in den Blick zu nehmen. Ich denke zuerst
an die von Corona Betroffenen und an die, die sich um sie kümmern. Ich halte zugleich Ausschau
nach den Leidenden, die in meiner Nähe sind. Was benötigen Sie jetzt von mir? Ohne Zweifel muss
alles dafür getan werden, Maßnahmen gegen Corona zu ergreifen. Das befürworte ich trotz aller Unsicherheiten
ausdrücklich! Es ist darüber hinaus die besondere christliche Berufung, andere zu trösten
und ihnen Hoffnung zu vermitteln.
Schließlich bringt der Heilige Geist Besonnenheit mit. Dadurch wirkt er unserer Neigung entgegen,
sich von Emotionen bestimmt zu lassen. Im Moment begegnen mir besonders Ärger und Bitterkeit,
Auflehnung und Verzweiflung. Der Geist der Besonnenheit aber fragt danach, was jetzt besonders
gebraucht wird und hilft. Damit lenkt er die Aufmerksamkeit weg von den Problemen hin auf die
Möglichkeiten. Tun Sie bitte besonnen das, was in ihrer Macht steht, um Corona entgegenzuwirken.
Das ist schwer genug. Entlasten wir uns von übermäßigen
Erwartungen für die Advents- und Weihnachtszeit
und stärken stattdessen die Gelegenheiten für Besinnung.
Ich danke Ihnen von ganzem Herzen für Ihre Treue, Ihren Einsatz und Ihre Verbundenheit mit Ihrer
Gemeinde und unserer Kirche in dieser schwierigen Zeit.
Die Vorbereitungszeit auf das Fest der Christgeburt sollte in diesem Jahr eine Zeit des verstärkten Gebetes
sein. Schütten Sie Gott ihr Herz aus und beten Sie so, wie es zu Ihnen passt. Vor allem dafür,
dass Gottes Geist uns Kraft, Liebe und Besonnenheit schenkt. Ich selbst werde in den Adventswochen
jeden Abend 18:00 Uhr gemeinsam mit allen beten, die sich anschließen möchten.
Gott segne und behüte Sie und Ihre Gemeinden. Er bewahre Sie vor Resignation und schenke Ihnen
Frieden!
Tobias Bilz, Landesbischof