Liebe Eltern,
Wir als Familie lieben Vorlesen, dabei könnten wir stundenlang abtauchen.
In einem unserer Kinderbücher begegnen die Protagonisten auf ihrer abenteuerlichen Reise einer Unterwasserspinne und geraten in ihr Netz. Da diese Spinne furchtbar hässlich und angsteinflößend aussieht, denken die Helden natürlich, dass sie jetzt aufgefressen werden sollen. Langsam und unaufhaltsam krabbelt die Spinne aus der Tiefe empor bis hin zu den Gefangenen.
Und was geschieht? Nicht das Naheliegende und Erwartete - sondern die Spinne bittet darum, geküsst zu werden. Nach einem Moment der Irritation überwinden sich die Helden und küssen und streicheln die furchteinflößende Spinne (was tut man nicht alles, um frei zu kommen!). Und abermals nimmt die Geschichte eine überraschende Wendung: Mit jedem Kuss, jeder Streicheleinheit verändert sich die Unterwasserspinne. Sie wird immer hübscher und lieblicher bis sie am Ende schön wie die Morgensonne strahlt.
Ein schöner Gedanke. Nicht Schönheit (oder für unseren Kontext abwandelbar: „gutes“ Benehmen, Rücksicht, Kooperation, …) bedingt Liebe, sondern andersherum:
Liebe bringt Schönheit zum Vorschein.
Dieser Gedanke ist wunderschön und zugleich wirklich herausfordernd. Im Laufe eines jeden Lebens geschehen mehr oder weniger größere und kleinere Verletzungen, manchmal auch schlimme Dinge, die uns Menschen verändern. Dann sind wir nicht mehr dieses perfekte Ebenbild Gottes, als das wir geplant waren, sondern ein trüber Schleier legt sich über dieses Spiegelbild. Wir sagen und tun Dinge, die nicht dem Leben zuträglich sind, sondern uns und anderen nicht gut tun oder sogar schaden. So etwas passiert im Großen wie auch im Kleinen.
Wenn wir bemerken, dass der Spiegel bei uns oder anderen trüb geworden ist, dass Dinge geschehen, die das Leben belasten und schwer machen, ist es wenig erfolgversprechend, nur rationale Ursachenforschung zu treiben. Zwar kann es gut und hilfreich sein, sich der Verletzungen und tieferen Gründe bewusst zu werden, um alternative Handlungsoptionen für die Zukunft zu entwickeln, aber richtig gut wird es damit alleine nicht. Es fehlt noch die wichtigste Zutat überhaupt: Liebe. Um wieder richtig heil zu werden, seelisch gesund, strahlend schön wie die Morgensonne, braucht es: Liebe. Liebe (und nicht Zeit) heilt alle Wunden. Liebe bringt das Gute und Vollkommene in uns Menschen ans Licht. Wo es am wenigsten danach aussieht, wo es am unfreundlichsten, am kältesten und härtsten ist, dort ist am meisten Liebe nötig.
Das Schöne und Entlastende daran ist: nicht wir müssen diese Liebe „produzieren“, sondern wir dürfen uns öffnen für Gottes überströmende Liebe, die durch uns hindurch in die Welt fließen will.
Das gilt auch für uns und unsere Kinder. Es gibt das Sprichwort:
Kinder brauchen dann am meisten Liebe, wenn sie es am wenigsten „verdienen“.
Das Einzige, was mich an dem Sprichwort stört, ist das Wort „verdienen“ (Liebe kann man sich nicht verdienen), deshalb auch in Anführungszeichen. Aber der Inhalt darf gerne unseren Alltag mit Kindern überschreiben.
Also was brauchen unsere Kinder, wenn sie gerade von ihrer eigenen Wut überwältigt werden und wild um sich hauen?
Was brauchen sie, wenn sie müde und unausgeschlafen sind?
Was brauchen sie, wenn sie etwas unbedingt haben wollen und quengelig sind?
Was brauchen sie, wenn etwas anders ist, als sie es erwartet haben und sie mit der Veränderung nicht klarkommen?
Was brauchen sie, wenn…
Gerade im wursteligen Alltag und im Konflikt mit unseren eigenen Interessen und Bedürfnissen fällt es uns mitunter schwer, unsere Kinder als Ebenbild Gottes zu sehen. Dann brauchen wir Liebe für unsere Kinder. Und für uns selbst. Damit die wundersame Verwandlung von einer hässlichen Spinne in etwas Wunderschönes geschehen kann.
Herzliche Grüße von Judith!
GOTTES Segen ist in mir (Hand auf den Oberkörper legen)
und außen (Hand geöffnet vor sich halten)
und um mich herum (einmal um sich selber drehen)
er gibt meinen Füßen festen Stand (Beide Füße nacheinander fest auftreten)
bei IHM bin ich geborgen in SEINER Hand (Hände des Kindes nehmen)